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Wer zählt all die Sterne?
Die Zeiten, in denen Sterne am Nachthimmel manuell erfasst wurden, sind längst vorbei. Heutzutage werden die meisten Sternenkataloge mithilfe von Computern erstellt.
Das Foto zeigt den Kugelsternhaufen NGC 6752. (Credits: ESA/Hubble & NASA)
Sterne zählen? Das ist nicht nur ein Sport für alle, die einschlafen wollen und es nicht können. Im professionellen Rahmen war und ist das Sortieren und Nummerieren von Himmelsobjekten eine der Hauptaufgaben der Astronomie. Nach wie vor sind Sternenkataloge ein unverzichtbares Hilfsmittel bei der Himmelsbeobachtung – auch wenn die Sterne heutzutage fast nur noch von Maschinen „gezählt werden“.
Sternkataloge gibt es nicht erst seit gestern: Bereits in der Antike fasste Ptolemäos eine Reihe von Sternen in seinem Almagest zusammen. Aber seitdem größere Teleskope zur Verfügung stehen, erfasst und katalogisiert die Astronomie den Sternenhimmel immer tiefer und genauer. Ziel ist es letztlich, möglichst alle Sterne zu sammeln, die eine bestimme Eigenschaft erfüllen. Der Bright-Star-Katalog etwa soll alle Sterne auflisten, die (prinzipiell) noch mit dem bloßen Auge sichtbar sind. Und der Gliese-Jahreiß-Katalog möchte alle Nachbarsterne (in einem Umkreis von etwa 80 Lichtjahren) erfassen. Dabei bekommt dann jeder Stern auch eine eigene Nummer – entsprechend langatmig war das Sternezählen also noch vor 100 Jahren. Der Henry-Draper-Katalog von 1924 umfasst 225.300 Sterne – und das alles ohne die Hilfe von Computern!
Außer diesen dreien gibt es noch eine Unzahl weiterer Kataloge. Das bringt ein kleines Problem mit sich: In jedem Katalog trägt ein bestimmter Stern eine andere Bezeichnung: Sirius etwa wird in den oben genannten Katalogen unter den Nummern HR 2491, GJ 244 und HD 48915 geführt. Hinzukommen die Kataloge, die mithilfe großangelegter Satellitenmissionen erstellt wurden: Hier bestehen die Bezeichnungen der Sterne dann fast nur noch aus Zahlenkolonnen (im Jargon: Telefonnummern) – im Fall von Sirius etwa 2MASS J06450887-1642566 oder TYC 5949-2777-1. Glücklicherweise gibt es aber Online-Datenbanken wie SIMBAD, die alle Bezeichnungen sammeln und somit Durchblick im Dschungel der Katalogeinträge bieten.
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Sternenspaß am Nachthimmel
Wegen seiner optischen Ähnlichkeit zu einem Fußball wird der planetarische Nebel Kronberger 61 auch als Fußballnebel bezeichnet.
(Aufnahme: International Gemini Observatory/AURA)
Katalogisiert werden kann prinzipiell alles, nicht nur Sterne: In der Amateurastronomie dürfte etwa der Messier-Katalog am bekanntesten sein. Dabei fasste Charles Messier im 18. Jahrhundert eine ganze Reihe von nebligen bzw. ausgedehnten Himmelsobjekten zusammen, die sich schon mit relativ einfachen Teleskopen beobachten lassen und gut für den Einstieg in die Hobbyastronomie geeignet sind. Die Andromedagalaxie etwa trägt die Bezeichnung M 31. Es gibt aber noch etliche weitere Kataloge für solche Objekte. Im New General Catalogue findet sich die Andromedagalaxie unter der Bezeichnung NGC 224. Außergewöhnliche Galaxien finden sich in Halton Arps Arp-Katalog. Noch größere Objekte umfasst der Abell-Katalog: Hier versammelte George Ogden Abell eine vierstellige Zahl von Galaxienhaufen.
Wer hobbymäßig Nebel beobachtet, entdeckt ab und zu noch eine ganze weitere Fülle von Katalogbezeichnungen, bei der selbst Profis kurz mal nachblättern müssen. Wer mehrere Objekte entdeckt, darf dann oft auch einen Katalog dieser Fundstücke nach sich selbst benennen: Der Ameisennebel etwa trägt unter anderem die Bezeichnungen Menzel 3 (Donald Menzel hatte ihn entdeckt) oder Hen 2-154 (nach einem Katalog von Karl Gordon Henize). Einigermaßen bekannt ist auch der von Stewart Sharpless entwickelte Sharpless-Katalog. Barnard’s Loop trägt dort die Bezeichnung Sh 2-276. Und der Fußballnebel wird meist unter der Bezeichnung Kronberger 61 geführt – benannt nach seinem Entdecker Matthias Kronberger.
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